Beispiel Tesla Model S:
Aufladung an der "normalen" 230-Volt-Steckdose: über 20 Stunden
Aufladung an den "Superchargern" von Tesla, die exklusiv an den Autobahnen in Europa aufgestellt wurden: 20 Minuten zur Hälfte, in 40 Minuten zu 80 % und in 75 Minuten vollständige Ladung
Zu Hause, mit Drehstrom, dürfte das immer noch einige Stunden dauern.
Aber der Tesla Model S ist auch gewissermaßen das "Flaggschiff" der E-Mobilität, mit der höchsten Batteriekapazität und Reichweiten über 350 km.
Andere Autos brauchen zum Laden längst nicht so lange, haben aber auch im Vergleich dazu geradezu mickrige Batteriekapazitäten.
Für 30-40 Kilometer Fahrt mal nebenbei, während des Einkaufs in der Stadt zu laden, sollte aber immer drin sein. Das ist kein Problem.
Die ganze Nummer mit der E-Mobilität wird aber im Großen und Ganzen nur funktionieren, wenn man die Kiste daheim lädt und unterwegs nur ergänzend. Die Ladestationen wie eine Tankstelle beim Verbrennermotor anzusteuern, um "mal eben" Strom zu tanken, ist nicht drin.
Das bedeutet, dass der Elektroautonutzer zu Hause erst einmal für die Ladeinfrastruktur sorgen muss, und das kann schon ein paar Tausend Euro kosten.
Ohne Eigenheim ist das wohl illusorisch, und selbst eine einfache 230-Volt-Steckdose ist für die Ladung etwas zu "mager".
Selbst beim BMW i3, der eine deutlich kleinere Batterie hat, braucht es mit der Haushaltssteckdose über 8 Stunden bis zur Vollladung.
Mit den leistungsstärkeren Ladestationen kann man das Auto in 20-30 Minuten laden, aber hier dürfte es vielerorts noch an der Infrastruktur in den Städten mangeln.
Das macht Autos wie den BMW i3 und andere billigere Elektroautos mit deutlich kürzeren Reichweiten bestenfalls für den Kurzstreckenbetrieb in einem sehr engen Radius attraktiv. Von Hamburg nach München möchte man damit bestimmt nicht fahren. und für manchen Weg zur Arbeitsstelle für Pendler dürfte es auch eng werden.
Dafür gibt es dann zwar "Range-Extender", in Form von zuschaltbaren Verbrennermotoren, aber damit wird die Kiste eigentlich zum "Plug-In-Hybrid" und ist kein reines Elektroauto mehr.
E-Mobilität kommt also erst einmal mit versteckten Kosten, um die Kisten überhaupt nutzen zu können. Außerdem werden erst einmal eine ganze Menge Leute aus dieser Entwicklung ausgesperrt sein, denn nicht jeder hat unbedingt eine Garage oder einen festen Stellplatz - geschweige denn Immobilieneigentum, an dem man "mal eben" für den Elektroausbau zur Ladung sorgen kann.
Für innerstädtisches Car-Sharing, mit entsprechenden Ladestationen an den Abstellplätzen, könnte das hingegen wieder attraktiv sein. Hier muss sich dann aber erst noch zeigen, dass die "E-Kisten" so "unkaputtbar" sind, wie es ihnen nachgesagt wird, denn nur so kann das mit Verbrennern mithalten.
Nachtrag:
Hier ist übrigens mal ein "Roadtrip"-Video von München nach Berlin:
https://www.youtube.com/watch?v=ctq3zv9c8XI
Da kann man ganz gut sehen, wie das mit diesem Auto im Alltag auf einer Langstrecke funktioniert. Außerdem wird hier kurz auf den Autopiloten und die App für das Handy eingegangen, die einem während des Ladevorgangs die Restzeit bis zu Weiterfahrt aufzeigt.
Mit dem Supercharger-Netz kommt jeder Tesla-Fahrer von Rom, Barcelona oder Edinburgh bis zum Nordkap. Der Schwerpunkt der Lader in Europa liegt in Mitteleuropa, Frankreich, Norditalien, Großbritannien und Skandinavien, und das Netz wird stetig ausgebaut. Kann man hier sehen: http://supercharge.info/
Das Aufladen am Supercharger sind für jeden Neukäufer eines Model S mit dem Kauf auf Lebenszeit kostenlos. Man reist hier also auf Langstrecke im Prinzip "für lau".
Klar, das Auto kostet dafür auch, aber hier darf man nicht vergessen, dass die direkte Konkurrenz so eines Model S auch kein Opel Corsa ist, sondern S-Klasse, BMW 7er, Audi A8 oder Porsche Panamera.
Zudem kommt der Tesla noch mit dem unausgesprochenen Versprechen, dass er weniger Wartung und Reparaturen benötigt. Schließlich gibt es an einem Elektroantrieb deutlich weniger mechanische Teile, die versagen und verschleißen können.
Alles in Allem erscheint das also gar nicht als ein schlechter Deal, wenn man sich für ein Auto in diesen Preisregionen, auf diesem Niveau bewegt.
Bei den unteren Regionen, in den Features und im Preis unterhalb des Teslas, scheint es aber nichts für "Sparfüchse" zu sein. Da ist E-Mobilität bisher wohl eher so etwas wie eine teure "Extravaganz", die sich für die meisten Leute nicht lohnen dürfte. Da reden wir wohl eher vom Zweit- oder Drittwagen wohlhabenderer Leute, was an der Lebenswirklichkeit der Meisten vorbeigehen dürfte, die sich (noch) ein eigenes Auto leisten können und wollen.
Dabei bin ich hier noch nicht einmal auf die Umweltbilanz eingegangen. Wie das ökologisch mit der Entsorgung oder dem Recycling der Akkus aussieht, weiß ich nicht. Für wie viele Kilometer die Akkus und die Antriebstechnik gut ist, bis es teuer wird, weiß ich auch nicht. Das sind wohl mehrheitlich Fragen, die die Zukunft beantworten wird.
Die Zukunft sehe ich dabei allerdings ohnehin in reinen E-Autos, nicht in Hybrids. Beim Hybrid verkompliziert sich die Technik eigentlich nur, gegenüber einem Benziner oder Diesel, und damit ist ein entscheidender Vorteil des E-Autos eigentlich wieder dahin, nämlich der geringere Wartungs- und Reparaturaufwand im Vergleich zum Verbrenner.